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M&A Logistik Insights

Positionierung schafft Wert – warum ein klarer Fokus der Schlüssel zu einem erfolgreichen Exit ist

Die globale Logistiklandschaft befindet sich im Wandel. Noch vor einem Jahrzehnt galten Stabilität und Planbarkeit als prägende Merkmale westlicher Gesellschaften – aus historischer Sicht fast eine Phase der Ereignislosigkeit. Inzwischen hat sich dieses Bild grundlegend verändert. Geopolitische Umbrüche, gestörte Lieferketten und zunehmende regulatorische Anforderungen führen zu tiefgreifenden Veränderungen der Marktmechanismen. Diese Herausforderungen bringen nicht nur Risiken mit sich, sondern eröffnen auch erhebliche Chancen – insbesondere für den europäischen Logistiksektor.

Bei der Auswahl des diesjährigen Themas für MCF’s M&A Logistics Insights kristallisierten sich mehrere zentrale Entwicklungen heraus. Wir haben unter anderem die Auswirkungen der hohen Investitionen Europas in Verteidigung und Infrastruktur sowie deren Bedeutung für die Logistikbranche in Betracht gezogen. Auch der andauernde Zollkonflikt und seine Folgen für interkontinentale M&A-Transaktionen sowie die notwendige strategische Neuausrichtung ehemaliger Industrie- und Automotive-Logistiker im Hinblick auf den Verteidigungssektor standen im Fokus. Doch im Kern unseres Handelns stehen keine strategischen Empfehlungen – wir sind M&A-Berater. Unser Anspruch ist es, durch Transaktionen echten Mehrwert für unsere Mandanten zu schaffen.

Daher stellen wir in dieser Ausgabe keine makroökonomischen Trends in den Vordergrund, sondern eine zentrale, praxisrelevante Frage: Wie können sich Logistikunternehmen optimal für einen erfolgreichen M&A-Prozess positionieren? Egal ob inhabergeführt oder als Private-Equity-Plattform strukturiert – die Fähigkeit, ein überzeugendes strategisches Profil zu präsentieren, hat direkten Einfluss auf Bewertung und Transaktionserfolg.

Vor diesem Hintergrund beleuchtet die aktuelle Ausgabe unseres Insights-Reports die Schlüsselfaktoren einer starken M&A-Positionierung. Wir analysieren prägende Transaktionen der letzten Monate, zeigen deren Auswirkungen auf die Marktlandschaft auf, geben ein Update zu Bewertungsentwicklungen in den wichtigsten Logistik-Subsektoren und teilen unsere Perspektive auf die Marktentwicklung in 2025 und 2026.

Erfolgsfaktor Positionierung

Als Investmentbanker mit Spezialisierung auf den Logistiksektor sehen wir täglich M&A-Transaktionen – und erhalten gleichzeitig auch Einblicke in Transaktionen, die nicht zustande kommen. Zwar ist die Logistikbranche weniger stark von technologischen Umbrüchen betroffen als andere Industrien, dennoch beobachten wir erhebliche Unterschiede bei Unternehmensbewertungen – und noch entscheidender: bei der Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transaktion. Der Schlüssel zu einem überzeugenden Exit liegt in der strategischen Positionierung. Sie geht weit über die reine Finanzperformance hinaus und rückt die entscheidenden Wettbewerbsvorteile eines Unternehmens in den Mittelpunkt: differenzierte Serviceangebote, klare Abgrenzung gegenüber Mitbewerbern und – besonders wichtig – eine starke Positionierung in attraktiven Endmärkte.

Im Rahmen von M&A-Prozessen arbeiten wir regelmäßig mit sehr erfolgreichen Unternehmern zusammen, die ihre Unternehmen mit ausgeprägtem unternehmerischem Instinkt aufgebaut haben – stets getrieben von der Fähigkeit, Chancen dort zu nutzen, wo sich rentable Potenziale bieten. Nicht selten entstehen so breit diversifizierte Anbieter mit einem umfassenden Leistungsspektrum über alle Transportmodi hinweg. Auch wenn diese Vielfalt ein Vorteil sein kann, bevorzugen strategische und finanzielle Investoren häufig Unternehmen mit klar fokussierten Kompetenzen, fundierter Marktkenntnis und starkem Kundenzugang in wachstumsstarken Nischen – dort, wo Differenzierung und Skalierbarkeit den Unternehmenswert langfristig steigern.

Multinationale Konzerne stellen sich bei der Prüfung potenzieller Zukäufe regelmäßig eine grundlegende Frage: Verfügen wir bereits über die nötigen Fähigkeiten, um in diesem Markt wettbewerbsfähig zu agieren – und können wir unsere bestehende Position durch organisches Wachstum weiter ausbauen? Lautet die Antwort „ja“, ziehen sich strategische Käufer häufig frühzeitig zurück oder beteiligen sich lediglich zu deutlich reduzierten Multiplikatoren. Gerade deshalb ist eine präzise strategische Positionierung – idealerweise bereits im Vorfeld eines strukturierten M&A-Prozesses – ein entscheidender Hebel für den Transaktionserfolg und eine attraktive Bewertung. Sie sollte gezielt entlang vier zentraler Dimensionen geschärft werden: Branchenspezifischer Fokus, differenziertes Serviceportfolio, geografische Ausrichtung und finanzielle Kennzahlen.

Erkenntnisse und Perspektiven

Beim Verkauf eines Unternehmens lässt sich das grundlegende Geschäftsmodell nicht verändern – ein Spediteur mit Fokus auf die Straße bleibt ein Spediteur mit Fokus auf die Straße. Was jedoch den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Bewertung und einer premium Bewertung ausmacht, ist die strategische Positionierung. Denn Investoren – insbesondere strategische Käufer – suchen nicht nur nach funktionierenden Geschäftsmodellen, sondern nach Unternehmen, die sich klar vom Wettbewerb abheben und Kompetenzen besitzen, die der Erwerber in der Form nicht hat.

Um eine überzeugende Verkaufsstory zu entwickeln und eine attraktive Bewertung zu erzielen, sollten Unternehmer ihre Positionierung gezielt entlang vier zentraler Dimensionen hinterfragen:

  • Branchenspezifischer Fokus: Werden wir als Spezialist in wachstumsstarken Branchen wahrgenommen? Wie können wir unsere Expertise in Märkten betonen, in denen Differenzierung besonders hoch bewertet wird?
  • Serviceangebot: Erbringen wir kritische, wertschöpfende Leistungen, die uns tief in die Lieferketten unserer Kunden integrieren? Was macht unser Angebot einzigartig und schwer replizierbar?
  • Geografische Ausrichtung: Sind wir in Schlüsselregionen gut positioniert? Wie lässt sich unsere geografische Präsenz als strategischer Vorteil darstellen – statt als reine Abdeckung?
  • Finanzprofil: Zeigt unser Geschäftsmodell Resilienz, Preissetzungsmacht und stabile Kundenbeziehungen? Wie überzeugen wir Investoren von nachhaltigem Wachstum und finanzieller Solidität?

Fehlen klare und überzeugende Antworten auf diese Fragen, wird ein Unternehmen schnell als austauschbar und wenig differenziert wahrgenommen. In einem solchen Fall sind ambitionierte Wachstumsprognosen nur schwer glaubhaft zu vermitteln. Investoren wollen verstehen, warum ein Unternehmen auch künftig erfolgreich sein wird – nicht nur, wie es bisher performt hat. Genau hier setzt unsere Arbeit an: Als auf die Logistikbranche spezialisierte M&A-Berater unterstützen wir Unternehmer frühzeitig dabei, ihre strategischen Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und gezielt zu kommunizieren – als Grundlage für einen strukturierten und erfolgreichen Verkaufsprozess.

M&A Transaktionen

Das Logistik M&A Jahr 2024 im Überblick

2024 war aus M&A-sicht ein spannendes Jahr für die europäische Logistik und Transportbranche. Trotz eines allgemeinen Rückgangs des Transaktionsvolumens – vor allem bedingt durch einen deutlichen Einbruch bei Deals in Deutschland –  verzeichnete der Markt dennoch einige herausragende Transaktionen.

Für Schlagzeilen sorgte insbesondere der milliardenschwere Verkauf von DB Schenker an DSV für einen Unternehmenswert (EV) von 14,3 Mrd. EUR, was einem EV/EBITDA-Multiplikator von 7,5x entspricht. Doch auch abseits dieses historischen Deals gab es mehrere bemerkenswerte Transaktionen. So wurde etwa der Med-Tech-Logistik-Spezialist Simon Hegele von Nippon Express übernommen. Frigo-Trans, ein führender Anbieter für den Transport bei extrem niedrigen Temperaturen, erzielte bei seiner Übernahme durch UPS einen herausragenden Multiplikator von ~14,5x EV/EBITDA.

Angesichts des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch DSV reagierten Marktführer DHL und die Nummer drei, Kühne+Nagel, mit gezielten Expansionen in Nordamerika. DHL stärkte seine Position im E-Commerce-Bereich durch die Übernahme von INMAR Intelligence. Kühne+Nagel wiederum erwarb für 825 Mio. EUR eine 51%-Beteiligung an IMC Logistics und baute damit gezielt seine intermodalen Kapazitäten in den USA sowie das nordamerikanische Serviceangebot aus.

Auch jenseits der globalen Top-Player veränderten einige Deals die Marktlandschaft nachhaltig. Besonders überraschend war die Übernahme von Ekol Logistics durch DFDS, da Ekol als einer der größten privat-geführten Logistikdienstleister der Türkei eine strategisch bedeutende Rolle einnimmt (EV: 221 Mio. EUR, Multiplikator: 7,6x). Ebenso unterstrich die 1,3 Mrd. EUR Übernahme von Staci durch bpost – zuvor im Besitz des französischen Private-Equity Ardian -, dass Logistiklösungen in den Bereichen E-Commerce und Pharma weiterhin mit hohen Bewertungen gehandelt werden (Multiplikator: 12,0x). Diese Entwicklung wurde durch die Übernahme des britischen E-Commerce-Spezialisten Wincanton durch GXO für 1,1 Mrd. EUR (Multiplikator: 11,9x) zusätzlich bestätigt.

M&A-Entwicklungen in der europäischen Logistikbranche

Notiz: 1) Basierend auf veröffentlichten EV Werten
Quellen: MCF Analyse, Mergermarket

 

Logistik-M&A Marktprognose

Die Rückkehr europäischer Einigkeit als Wachstumsfaktor

In der letzten Ausgabe beleuchteten wir die globalen Unsicherheiten im Vorfeld der Wahlen in den USA, Indien und der EU. Doch auch nach Abschluss dieser Wahlen ist die Unsicherheit nicht gewichen – im Gegenteil: Neue Herausforderungen sind hinzugekommen. Steigende Handelskonflikte und drohende Zollkriege erschweren die globalen Lieferketten zunehmend. Was bedeutet das für M&A Aktivitäten im Logistiksektor? Wir erwarten einen Anstieg interkontinentaler Transaktionen, da

Unternehmen verstärkt nach strategischen Marktzugängen suchen – ein Trend, der sich bereits in den jüngsten Übernahmen von K+N und DHL in den USA widerspiegelt. Parallel dazu verändern geopolitische Verschiebungen die Sicherheits- und Verteidigungsstrategien, etwa durch die Verstärkung der NATO-Ostflanke. Vor diesem Hintergrund ist Deutschlands Entscheidung, über 900 Mrd. EUR in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren, ein beispielloser Schritt – mit dem Potenzial, Europas klassische Industrie nachhaltig zu beleben. Dieses Investitionspaket wird nicht nur die Nachfrage entlang verteidigungsrelevanter Lieferketten antreiben, sondern auch neue Chancen für Logistikdienstleister mit industrieller und automobilnaher Ausrichtung eröffnen. In Verbindung mit den erwarteten Zinssenkungen der EZB rechnen wir ab Ende 2025 mit einer spürbaren Belebung der Investitionstätigkeit im Logistiksektor – denn viele Unternehmen positionieren sich bereits, um von diesem strukturellen Wandel zu profitieren

 

 

Europäischer Markt für Rüstungslogistik

 

5 Prognosen zur M&A Entwicklung 2025 und darüber hinaus

Interkontinentale Deals zur Reduzierung von Zollrisiken

Der sich zuspitzende Zollkonflikt – ausgelöst durch die Entscheidung der neu gewählten US-Regierung, Zölle auf Waren aus mehreren Regionen zu erheben – bringt zusätzliche Komplexität in den globalen Handel. Um die Auswirkungen dieser Handelsbarrieren abzufedern, rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg interkontinentaler M&A-Aktivitäten. Unternehmen werden ihre Lieferketten neu strukturieren und gezielt strategische Marktpositionen sichern.

M&A Wachstum aus dem Nahen Osten

Der Nahe Osten hat sich dank ambitionierter Wirtschaftsreformen, einer langfristigen strategischen Ausrichtung und wettbewerbsfähiger Arbeitskosten als attraktives Ziel für globale Investitionen etabliert. An der Spitze dieser Transformation steht Saudi-Arabien mit einer schnell wachsenden Bevölkerung. Lokale Logistikunternehmen treiben ihre internationale Expansion mit Nachdruck voran und zeigen sich als aufstrebende Kraft im globalen Handel.

Die europäische Logostik kehrt gestärkt zurück

Trotz seiner Rolle als größte Wirtschaftsnation Europas war Deutschland in der europäischen Politik in den vergangenen drei Jahren weitgehend bedeutungslos. Mit der Bildung einer neuen Regierung zeichnet sich nun jedoch eine stärkere europäische Geschlossenheit ab – und Deutschland positioniert sich erneut als treibende Kraft. Ausdruck dieses Wandels ist das historische Vorhaben, über 900 Mrd. EUR in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren.

Verteidigung treibt spezialisierte Logistiklösungen an

Europa verstärkt seine Grenzen und weitet seine Verteidigungsaktivitäten angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen deutlich aus. Der Bau der größten NATO-Basis Europas in Rumänien stellt dabei einen bedeutenden Schritt zum Ausbau der militärischen Infrastruktur dar. Diese Expansion treibt die Nachfrage nach spezialisierter Logistik voran – insbesondere für den sicheren Transport von kritischer Verteidigungsausrüstung quer über den Kontinent.

Rekordnachfrage im Bereich Lagerlogistik

M2C-Geschäftsmodelle, angeführt von chinesischen Giganten wie Shein und Temu, haben in den vergangenen Jahren rasant an Marktanteil gewonnen. Doch der Plan der Europäischen Union, die Zollfreigrenze abzuschaffen, stellt dieses Modell vor erhebliche Herausforderungen. In der Folge ist mit einem starken Anstieg der Nachfrage nach Lagerflächen durch chinesische Logistikanbieter und Hersteller in Europa zu rechnen.

 

Nehmen Sie Kontakt auf

Wenn Sie Fragen zum Bericht haben oder wissen möchten, wie wir Ihr Unternehmen auf seiner M&A-Reise unterstützen können, wenden Sie sich bitte an unser Team.

Der vollständige Bericht mit öffentlichen Bewertungskennzahlen und den neuesten M&A-Transaktionen kann oben auf der Seite heruntergeladen werden.

 

 

 

 

 

 

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